Areale zum Nacktbaden

Diese Grafik ist eine VORLAGE und noch kein Beschluss! Hellblau markierte Gebiete sind angedachte und diskutierte Uferbereiche, in denen auch nackt baden möglich ist. Dieser Entwurf wird detailliert ausgearbeitet, dann der Stadtverwaltung vorgelegt und im Anschluss dem Ortschaftsrat Hirschau zum Beschluss weitergegeben.

 

Breiter Interessensaustausch und Konsens - 

Protokoll seitens einer textilfrei Badenden

 

Hirschau, Rathaus, Sitzungssaal, 19.00 h am 31.10.2018

Der Sitzungsaal ist proppevoll, zusätzliche Stühle werden hereingetragen. Circa 20 – 30 Bade- und Sonnengäste sind versammelt, ebenso Vertreter des Kreisfischervereins, Gemeinderäte und der Ortsvorsteher Ulrich Latus. Ein Laptop vor ihm mit Plänen zum See und seiner Geschichte.

Was wohl niemand erwartet hätte, ist Latus` Einstieg ins Thema. Wir Gäste sollten nennen, was uns zum Thema nackt Baden und zur Schaffung von entsprechenden Badezonen bewegt.

Schließlich habe der Ortschaftsrat in seiner Septembersitzung beschlossen, solche Bereiche einzurichten. Und dann gäbe es noch eine Umfrage unter 540 Hirschauern, die ergebe, dass nur 41 % von ihnen den See nutzen, den meisten sei er zu verschmutzt, oder sie fühlten sich belästigt oder es gäbe andere Gründe.

Da kamen die Beiträge, sogar mit Namen, mit Liegestelle und manchmal mit Anzahl der Jahren, in denen der See bereits besucht wird. Von Männern und von Frauen, in der Mehrheit Bader und Baderinnen ohne Textil. Bei einigen kamen fast 50 Jahre zusammen.

Gleich der erste Redebeitrag ist eine erstaunliche und von allen Anwesenden bejahte Feststellung eines Baders vom Südwestufer:

 

„Diejenigen, die hier sitzen, pflegen den See und halten das Ufer sauber. Aber diejenigen, die nicht hier sitzen, unter denen sind jene Menschen, die am See andere belästigen.“

 

Nicken folgt. Stille.

Erst allmählich schälen sich die Probleme heraus. Der Vorsitzende des Fischereivereins benennt es klar: Es laufen Obszönitäten. Dies insbesondere am anderen See, wohin einige Menschen ausweichen. Dies belegten Fotos, die er aus Gründen des Datenschutzes nicht der Polizei weitergeleitet habe.

Aber auch um den Epple See gäbe es Belästigungen, diese von Menschen männlichen Geschlechts, die auf den Spazierwegen nackt umherwandern und sich präsentieren. Sie seien zumeist am Südufer bei den ausgewiesenen Naturschutzgebieten und den Büschen dort.

Und so zeigt sich ganz deutlich im weiteren Redebeitrag:

 

„Es sollte differenziert werden zwischen jenen, die nackt baden oder nackt schwimmen und sich textilfrei sonnen UND JENEN, die nackt um den See wandern mit anderen Interessen als sich zu baden und zu sonnen, sprich an Sex oder Zurschaustellung.“

 

Wieder einmütiges Nicken.

Ab sofort gibt es also als Gesprächsgrundlage die unbekleideten Badenden und die Anderen auf der Suche nach sexuellen Handlungen.

Ich finde, diese Unterscheidung hätte das Tagblatt und jede BerichterstatterIn schon längst vornehmen sollen. Alles andere verwischt die verschiedenen Nutzungsarten und wirft verantwortungsvoll textilfrei Badende in den falschen Topf.

Im Folgenden werden weitere Problempunkte zusammengetragen.

 

  • Einmalgrills und offene Feuerstellen, deren Grasnarben die Dauergäste versuchen wieder zu begrünen.

  • Stinkende, verwesende Riesenkarpfen, die sich im Schilf verfangen und wochenlang dort hängen

  • Unangeleinte Hunde, die recht stören können

  • Fäkalien der Menschen, d.h. fehlende Toiletten und fehlende Container zur Abfallentsorgung

  • Wochenendfeste von Partyvölkern mit Müll und Glasscherben als Hinterlassenschaft.

  • Gefährliche Einstiege, die Menschen mit Behinderung und Bewegungseinschränkung nicht nutzen können. Einstiegshilfen, die immer wieder zerstört werden.

  • Fehlende Areale für Menschen mit Kindern; oft sei es zu steil und auch der gesundheitserhaltende Schatten ist nur begrenzt vorhanden.

  • Und nach der Sitzung bemerkt noch eine Badende: auch die Mopeds, die bis an den See ranfahren, stören sehr.


Wünsche werden vorgetragen nach allgemeiner Achtsamkeit gegenüber Menschen mit Einschränkungen, aber auch gegenüber den Fischern und anderen Seenutzern und DorfbewohnerInnen. Da sind wir also  wieder am Ausgang: Der See soll allen Hirschauern Freude bringen können.

Wiederholt stellt Herr Latus klar, was ich schon vor Jahren bei unseren vergangenen Auseinandersetzungen um den See hörte und doch mit der Zeit wieder vergaß:

 

Dieser Baggersee ist kein BADESEE. Aber es dürfen darin Menschen baden.

 

Deshalb gibt es auch die Wasserqualitätskontrolle. Aber das heißt auch, es gibt keinerlei Verpflichtung zur Gewässerreinhaltung und Anlagenpflege. Keine Verpflichtung zum Aufstellen von Containern, Toiletten, keine Schwimm-Überwachung wie DLRG und keine Auflage zum Abfischen des Tausendblatts.
Wobei letzteres weiterhin versucht wird in Zaum zu halten, nicht zuletzt durch das Einbringen spezieller Fischarten, wie vom Fischerverein berichtet. Ja, vielleicht hat das Erfolg, denn alle stimmen zu, dass in diesem so heißen Sommer 2018 der Bewuchs durch das Wasserkraut geringer war als die Jahre zuvor.

Wir werden informiert, dass für die Pflege der Liegewiesen eine städtische Firma beauftragt ist. Herr Latus wolle erneut das Aufstellen eines Containers im Westen des Sees im Ortschaftsrat erörtern. Doch bisher habe es damit schlechte Erfahrung gegeben. Denn:
Müllpiraten kommen mit ihren Autos, umfahren sogar Absperrungen, und entladen ihren massenhaften Hausrat.

Sollten wir Zeuge von solchem Frevel werden, dürfen wir gerne Anzeige erstatten, schließlich gibt es ja Autonummern.

Allgemein bestätigt wird der Eindruck einer Schwimmerin, die Badegäste hätten dieses Jahr insgesamt zugenommen. Es wird auch gewarnt: wenn erstmal Zonen ausgewiesen sind, kann das noch mehr Leute von weiter her anlocken.

Ein Vertreter des Naturschutzes meldet sich auch zu Wort. Er regt an, die Brutvogelkartierung mit einer Beschilderung zur Nutzung des Sees mit aufzunehmen.

Nicken!

Derlei Faktoren zusammengetragen, weist Herr Latus erneut auf das berechtigte Interesse verschiedener Nutzer-Gruppen des Sees hin. Die Flachwasserzonen am Ost- und Nordufer sind nicht als Kinderbadestrände gedacht, sondern als Laichgrund für Fische. Und auf der Halbinselspite sei Badeverbot. Dies wegen ihre Nähe zum gegenüberliegenden Naturschutzbereich in dem die Vögel brüten.

Nach so viel Austausch und Beiträgen stellt jemand erneut die Frage: Was ist denn das eigentliche Problem?

Also zurück zu den nackten Menschen, die umherwandern auf den Spazierwegen oder sexuelle Handlungen vollführen. Solche Personen möchte niemand am See haben. Das ist eindeutig und Konsens. Mit einer Markierung von Zonen, in denen auch ohne Bekleidung gebadet und gesonnt werden darf, werden jene Zonen klar, in denen Textil zu tragen ist. Menschen, die sich nicht daran halten, können wir darauf hinweisen. Doch Achtung – Selbstjustiz braucht und will keiner.

Wer sich belästigt fühlt, möge bitte die Polizei verständigen. Sie hält sich bereit. Wobei sich belästigt fühlen ein subjektive Wahrnehmung ist, die jedoch IHRE BERECHTIGUNG HAT. Es gibt dafür keine definierte Einstiegshürde.

Damit brauchen wir auch keine selbsternannten Frauenschützer, die meinen, dass sie in fiktiven Gruppen und individuellem Heldentum die weiblichen Badenden beschützen, denke ich. Derlei Redebeiträge klingen mir zu arg nach Sandkastenmentalität. Als Frau, die immer alleine zum Schwimmen kommt, finde ich Patouillen zu Pferde nicht schlecht. Je eine Frau und ein Mann, hoch zu Ross, gemütlich trabend, im Dienstgewand… ehrlich, ich fand das im letzten Jahr klasse, denke ich still in mich hinein.

Da wiederholt Herr Latus: Keine Selbstjustiz. Handeln ist Sache der Polizei. Das wäre auch noch so, wenn Security beauftrag würde. Doch vorerst wollen wir alle zusammen versuchen, Grenzen am See einzuhalten. Der nächste Sommer wird es zeigen.

Endlich, endlich projeziert Herr Latus den Plan mit den grün markierten textilfreien Badezonen. Besinnen, nachdenken. Schweigen. Nicken.

Ja, das sind ja die Gebiete, in denen wir uns aufhalten. Das reicht doch. Rund herum können HirschauerInnen auf dem Weg spazieren, ohne allzu nahe unbekleidete Menschen zu sehen. Und alle anderen Gebiete sind tabu, klar. Da nisten ja Vögel… da ist Schilf, da sind Büsche, und auf der großen Liegewiese im Norden sind die BesucherInnen sowieso bekleidet.

Konsens.

Herr Latus nennt den nächsten Schritt: „Also gebe ich diesen Vorschlag weiter an die zuständige Stelle der Stadtverwaltung, damit anschließend der Ortschaftsrat über eine  detaillierte Vorlage entscheiden kann. Es geht um eine Beschilderung für Uferbereiche, in denen auch nackt baden zulässig ist. Mit dem Ziel, dass Menschen sich nicht nackt auf den Wegen oder anderswo mit scheinbarer Duldung aufhalten.“

Hoffen wir alle auf eine gute Entwicklung im kommenden Jahr. Sonst muss doch eines Tages Security eingesetzt werden.


Und hier zu den Artikeln im Schwäbischen Tagblatt, von denen die letzten beiden leider zu wenig differenzieren. Sie sind nur für Tagblatt Abonnementen komplett einsehbar. Schade.

 

>>> Ein Sommertag am Hirschauer Baggersee - 13. 08. 2018

>>> Nacktbader beschäftigen viele Hirschauer - 27.09.2018

>>>Textilfrei auf dem Spazierweg - 03.11.2018

 


 

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