"Der Hirschauer Baggersee ist für alle da". So Sepp Wais´ letzter Satz des "Übrigens"

Für alle?
Ich gehöre nicht zur badenden Freikörperfraktion, auch nicht zu sonstigen Schwimmern, eher zu denen, von denen man nichts hört und wenig sieht. Dieser See ist für die Seele derjenigen, die lauschen und schauen.

Warum ist dieser See ein Paradies? Weil man ihn in Ruhe ließ. 30 Jahre konnte er sich ganz alleine zum See der Seelen entwickeln. Jetzt sollen Bagger (am Baggersee), Kreissägen, Planierraupen dieses Kleinod zu dem machen, was entsprechende Funktion inne habende Menschen sich ausdenken. Hier ein bisschen weg, da ein bisschen was hin, dies hier platt machen undsoweiter. 

Nix gegen Renaturierung des Nordufers, aber warum gleich nach dem bereits renaturierten ganzen See greifen? Wieso spricht da nichts dagegen, Herr Wais? Mir stellen sich bei "naturverträgliches Landschaftskonzept mit Erholungsfunktion" die Haare zu Berge, ich fühle mich über ein Reibeisen gezogen.

Lauschen Sie dem Wort See doch mal nach: was sehen Sie vor dem inneren Auge?

See und Seele:  Ist der See nur zufällig in der Seele enthalten? Bald wird´s  a echt schwäbisch´s  Seele soi. 

Aber noch nicht! Ich bitte die Stadträte inständig, mit Frau Krommes um den See zu laufen und sich erklären zu lassen, was der Plan genau vorsieht.

Auch bitte ich Sie inständig, sich die Zeit zu nehmen und diejenigen von der BI, die den Plan nicht nur lesen, sondern auch die leicht nachvollziehbaren Folgen erläutern können, vor Ort zu treffen.

Ich habe das gestern getan: 

Der Plan, (den man nur mit Hilfe einer Person, die in der Lage ist, diesen lesen zu können), wurde mir von einem Mitglied der BI detailreich erklärt. Und das nicht nur kompetent, sondern als genaue Beobachterin dessen, was sich in und um den See jedes Jahr abspielt. Der Aussage von Frau Krommes, es werde keine Infrastruktur geben, möchte ich nur als Beispiel die Frage stellen: Wo sollen die zahlreichen Besucher ihre Notdurft verrichten? Im See, da kein Häuschen (=Infrastruktur) vor Ort ist? Aber ist erstmal ein Anfang gemacht mit der Umgestaltung, Kommen eh die Sachzwänge schnell hinzu, nicht wahr, Frau Krommes,  Frau Baubürgermeisterin und Herr Latus?

Frau Krommes, die Meter für Meter mit einem Herrn (dem Leiter der vorgesehenen Umbaumaßnahmen?) sich am Ufer voran arbeitete, um ihm ihre Absichten zu erläutern, ließ das Wort "Polizei holen" fallen, als ich mich höflich für den geplanten Lauf der Dinge interessierte. Irgendwie verständlich.

Wir sind eine grüne Hochburg mit einem grünen OB, einer grünen Baubürgermeisterin und einer grünen Ratsmehrheit. Ich dachte, die wollten die Kröten schützen und nicht schlucken oder im See verbuddeln!

Kauft den See und stellt ihn unter Naturschutz!

Eine Frage noch an die Räte, die eine Ortsbegehung vornahmen: haben Sie durch die BI Zweifel bekommen oder verliebten Sie sich in den See so, wie er ist und stimmten deshalb nicht gleich dem Antrag zu?Der K´furter See ist das abschreckende Beispiel: machen Sie es nicht so! Lärm und Geschrei und tobende Kinder und fröhliche Familien gibt es im Tübinger Freibad. Die Stille und Beschaulichkeit, zusammen mit der Artenvielfalt, sind seltene, kostbare Güter in unserem Land. Das weiß doch jede(r)! Wir sehnen uns alle (oder nicht?!) nach Orten, denen der Mensch NICHT seinen Willen aufgezwungen hat.


Annette Wynne Heinrichsweg 4 Tübingen

Veröffentlicht im Schwäbischen Tagblatt, leicht gekürzt, am 05.10.09