Bad im März 1. März-Bescheid

2. Tagblatt-Artikel

3. Zunahme der Belastungen - Seebericht

4. Geplanter Weiterbau ab November

 

Unser Sommer war kurz. Die sonnigen Tage wurden intensiv ausgekostet und niemand hatte Lust, einen Artikel für die website zu schreiben. Ich selbst, Ch. Schreiber, zog um und hatte einigen Ärger - insbesondere  mit dem Schwäbischen Tagblatt - durchzustehen.  Doch nun zum Stand um den See!

 

 

Der März Bescheid 2010

Anfang März erhielt Roswith Binder als Sprecherin der BI Hirschauer Baggersee aktuell vom Landratsamt Abt. Umwelt und Gewerbe die Unterlagen mit der Genehmigung der Wassereinschüttung. Darin wurde erklärt, dass nur die große Flachwasserzone (55m x 25m) im Nordwesten wasserrechtlich zulassungspflichtig ist und dass die Stadt für die Baumaßnahmen, unter Einhaltung der wasserrechtlichen Vorschriften, zuständig ist.

 

Genehmigt wurde:

 - eine 650 qm große, 1m tiefe Flachwasserzone                                  

-  die Kieseinbringung (max.600 m³ )in der Zeit von April bis Sept. bis zu einer max. Wassertiefe von 3.50m

- es darf nur das im städt. Antrag beschriebene Kiesmaterial verwendet werden

 

Dazu bemerkt Frau Binder: Den im 1. städt. Antrag detailliert beschriebenen Kies gab es gar nicht. Später hieß es dazu: „das Material war wider Erwarten nicht verwendungsfähig“. Jetzt beschreibt man anderes Material aus dem Neckartal, ohne genauere Angaben. Dazu kommt, dass von April bis September gebaut werden soll, obwohl die Schonzeit für Laichgebiete im Gutachten von Dr.Wurm und auf den Hinweis- und Warntafeln entlang des Neckars bis Ende Juli dauert. Diese Zeitspanne wurde im Gutachten handschriftlich geändert.


Ein abschließender Kommentar ist uns zu jener Zeit aus zeitlichen und persönlichen Gründen nicht gelungen. Da die BI bereit ist, demokratisch getroffene Entscheidungen zu akzeptieren, wurde im Folgenden nichts mehr unternommen.

 

Der Tagblatt-Aberwitz

 

Das Tagblatt (Wochenblatt) veröffentlichte am 15. April einen Artikel mit dem Tenor, die Umbaumaßnahmen seien doch gar nicht so schlimm gewesen, die Gegner hätten nur lauten Wirbel gemacht. Verschwiegen wurde im gleichen Artikel, daß das Konzept noch gar nicht fertig umgesetzt wurde. Es fehlten zu jener Zeit – und noch bis heute – die Kieseinschüttungen und Herrichtung der großen Liegefläche auf der Halbinsel. Gerade diese sind Hauptprobleme. Mit dem Tagblattartikel wurden wir Umbau-Gegner unglaubwürdig gemacht.

Eine Gegendarstellung der BI hatte zum damaligen Zeitpunkt keine Chance, da im Tagblatt das Thema als erledigt galt.


Dann folgte am 12. Mai ein zweiter Artikel (Tagblatt Anzeiger). Er machte unverhohlen Werbung für das Nacktbaden am Hirschauer und anderen Seen. Es gab genaue Informationen darüber, an welchen Stränden das Nudistentum ausgeübt werden kann. Ein farbiges Frontal-Foto von NacktbaderInnen warb mittels des kostenlos verteilten Anzeigers in 75.000 Haushalten für diesen Freizeitspaß – gerade rechtzeitig vor der großen Badesaison.

Link zum Tagblatt-Artikel >>>"Alles halb so wild“  [Link geschlossen 2016]


Link zum Tagblatt-Artikel >>>"Naherholung am Wasser“   Zusatzinfo: Das großformatige Foto der NacktbaderInnen wurde vom Tagblatt nachträglich entfernt.- Stand2016: das Link wurde vom Tagblatt geschlossen.

Das war alles kontraproduktiv, liebe Presse!

Erstens ist der Umbau des Sees nicht zu Ende. Gegenteilige Erklärungen liegen uns nicht vor. Ob das Geld für die weitere Umsetzung der Maßnahmen ausgegangen ist wissen wir nicht - es sind Gerüchte. Da Schutzzeiten einzuhalten waren, kann ab November 2010 prinzipiell mit dem Umbau weiter gemacht werden. (siehe unten Mitteilungsbaltt, 28.10.2010)

Zweitens haben wir uns seit Gründung der BI Baggersee aktuell gegen eine vermehrte Anwerbung von Badegästen gewehrt, da dies der See nicht verkrafte. Uns geht es um den Schutz der Natur und die Verhinderung einer Überlastung des Sees durch Menschen und unsinnige Umbauten.

 

Und wie war es dann diesen Sommer?

 

Es war ein deutlicher Anstieg an Badegästen – auch von außerhalb – zu verzeichnen. Die Müllstellen quollen über; leider liegt der Abfall auch mitten in der Natur verstreut. Flaschen, Alu, Mittagsreste.

Es brannten mehr Feuerstellen. Breite Wege luden vermehrt zum Herumfahren mit Krafträdern ein. Manche Gäste kamen mit Leiterwagen und Beschallungsanlagen darauf.

Badegäste schotteten sich vermehrt gegen ihre Nachbarn ab; insgesamt wurden weit mehr zeltartige Sichtschutze aufgestellt. Das führte auch zu Konflikten und Aggressionen untereinander. Es wurde vermehrt durch die Badegäste Hand an die Natur gelegt – vielleicht senkten die Pflegemaßnahmen durch die Stadt deren Hemmschwelle.

Die Flachwasser-Zonen um die Schilfinseln herum stanken bereits im Juni/Juli, als es die wenigen heißen Sommerwochen gab. Stinkender Algenschlamm wurde aus den Zonen in den offenen See getrieben. Zuvor, noch im April, spielten darin Kinder und Erwachsene und störten dabei die brütenden Wasservögel.

Das Parkplatz und Fäkalien-Problem ist nach wie vor nicht gelöst.

Blumen Hirschau BaggerseeKrokusse am BaggerseeBadende am Baggersee

 

 

 

 

 

  Unrat am Baggersee HirschauBadeufer HirschauMüll am Baggersee

 

 

 

 

 

Eine neue BI gegründet?

 

Herr Schwarzbach versuchte als letzten Akt im Sommer eine neue BI zu gründen, schlug aber fehl. Was mit den Unterschriften geworden ist, die teilweise auch von uns in den vorangegangenen Jahren gesammelt wurden, wissen wir nicht. Er gibt darüber keine Auskunft. Die gesammelten via Frau Binder wurden ja öffentlich dem Rathaus übergeben.

Nach den anstrengenden Zeiten unseres Widerstandes gab es leider auch viele interne Enttäuschungen. Aus diesem Grunde haben wir, die Aktiven der BI Baggersee Hirschau aktuell uns diesen Sommer erstmal am und im See erholt und frische Kraft geschöpft.

 

 

Roswith Binder listet die aktuellen Belastungen auf

 

 Feststellen kann man folgendes:

- Die neu geschaffenen Liegeflächen wurden sofort vermehrt von weiteren Badenden in Anspruch genommen, selbst als dort noch kein Gras vorhanden war.

- Ann warmen Sommerwochenenden hat die Zahl derer, die am See nächtigten, erheblich zugenommen, besonders am Nordufer, wo man jetzt dank breiter Wege gut mit Motorrädern und entsprechender Ausrüstung einfallen konnte.

- Die Müllmengen wurden, wie in den Jahren vorher, noch hingebungsvoll von Herrn Unglaube entfernt.

- Die Kanäle wurden, wie befürchtet, von Kindern als Spielplätze benutzt (am Nordufer), am Südufer durchquerten sie Angler, um vor dem Schilf in der Flachwasserzone am See zu angeln. Inzwischen wächst dort schon wieder eifrig Schilf und wir können der Verlandung zusehen.

- Die Brutzone am Südufer war eine sehr beliebte Einstiegs- und Lagerungsstelle am Südufer.

- Der neu ausgebaute Weg am Nordufer musste mit einer über 50 m langen Mauer gesichert werden und hat die Natürlichkeit des Sees enorm beeinträchtigt; der neue Weg im Westen liegt schräg im Hang und wird schon bei Regenfällen ausgewaschen, während der alte, ebenerdige Weg oben entlang des Zauns leider zuwächst.

- Der Algenbefall trat etwas später als im Kirchentellinsfurter See auf, an heißen Tagen stank jedoch der See schon nach 5-6 reinen Sonnentagen.

- Das Südufer wurde durch die anhaltenden Westwinde unterspült, sodass die 'eigenmächtigen Einstiegshilfen' sinnvoll waren (und besonders von Familien und kleinen Kindern genutzt wurden). Sie verhinderten ein weiteres Einbrechen der Graskante, sind jedoch etwas zu bombastisch ausgefallen.

 

Kurz:  1. Der Badebetrieb mit all seinen Folgen nahm deutlich zu (Fäkalien !!!!)
          2. Der Wegebau zog weitere Baumaßnahmen nach sich und muss bald schon
              wieder ausgebessert werden
          3. Die Kanäle schützen das Schilf nicht wirklich, wer hinein will kann und tut
              dies weiterhin, zudem wachsen die Kanäle schon wieder zu
          4. Bei warmen Temperaturen nimmt die Wasserqualität merklich ab und
               kommt es zu Veralgung
          5. Die Anzahl der Nacktbader nahm an allen Stellen rund um den See
              deutlich zu

Sie resumiert: Zu befürchten ist dass - wenn jetzt noch die restlichen genehmigten Maßnahmen durchgeführt werden - der See dadurch schneller zum Kippen kommt, wie es in diesem Sommer schon in Kirchentellinsfurt zu beobachten war.

Unverständlich bleibt nach wie vor das Argument, dass die Badenden auf den zu schaffenden Flachwasserzonen nicht in Konflikt kommen sollen mit der Fischzucht, die dort stattfinden soll. Laut Gutachtern laichen und entwickeln sich neuerdings die Fische im Baggersee schneller (bis April - diese Zeitangabe wurde im Gutachten handschriftlich geändert!!!), während z.B. am Necker die Schonzeit auf Plakaten immer bis Ende Juli ausgewiesen ist.

 

     Schilfkanal stinkt Kinder im SchilfkanalGrillstelle wild

 

 

 

 

 

Flasche am See Wilder Müll  Baggersee Hirschau Wilde Feuerstelle

 

 

 

 

 

 

Mitteilungsblatt Hirschau am 28. Okt. 2010

 

Rechtswidrige Uferbauten am Baggersee

Am Ostufer des Baggersees wurden eigenmächtig von bis jetzt noch unbekannten "Badegästen" Badezonen mit massiven Befestigungen als besserer Zutritt zum Baden errichtet. Diese Bauten sind illegal und stellen eine Ordnungswidrigkeit dar. Es gibt für den Baggersee ein mit allen Beteiligten abgestimmtes Nutzungskonzept. Unter Anderem mit Flachwasserzonen, die, wie jeder Eingriff in den See, mit einem Wasserrechtsverfahren genehmigt wurden. Da die restlichen Baumaßnahmen, mit Wegbau und den weiteren abgestimmten Maßnahmen des Nutzungskonzepts ohnehin Mitte November weitergeführt werden, werden in diesem Zuge auch die illegalen Uferbauten beseitigt. Frau Binders Fazit: Die Ratsherren sind weiterhin gewillt, Geld hinauszuwerfen. Das Schilf erobert sich seinen Platz zurück, die Kiesmengen werden mit Sicherheit die Wasserqualität nicht verbessern  und zu Konflikten zwischen den Nutzergruppen führen - alles wie gehabt.

 

Wenn man an Stuttgart denkt und die Aktionen von Palmer - Bürgerwillen etc. - dann kann man nur staunen.  400 Hirschauer Erwachsene (bei ca.3200 Einwohner) sind gegen die Umgestaltung des Baggersees, aber unsere Verwaltung und Volksvertreter wischen das vom Tisch. Alles ist legal, heißt es. Ja, aber es wurde nicht mit allen beteiligten Gruppen abgesprochen ...

 


  Artikel Online gestellt Anfang Nov. 2010, Textbeitrag: Christine Schreiber & Roswith Binder